Man soll aufhören, wenn es am Schönsten ist und so sind deine Tage an Bord bereits gezählt. Nur noch wenige Tage, dann heißt es „End of Exercise for Manning Number 7608“*!
Die letzten Häfen haben noch einige Highlights für dich in petto. Nachdem das Anlegen in Skagen in der einen Woche aufgrund der stürmischen Wetterlage abgebrochen werden musste, präsentiert sich dieses Stückchen dänischer Erde bei deinem ersten Besuch dort von seiner allerschönsten Seite und wird zu deinem neuen Lieblingshafen.
Der Punkt, an dem sich Nordsee und Ostsee treffen, hat eine magische Anziehung auf dich. Stundenlang könntest du hier am Strand stehen und einfach nur das besondere Wirbeln der Wassermassen beobachten. (Wenn da nicht die Arbeit wäre und ihr während des Ausflugs nicht nur begrenzt Zeit hättet…)
Trotzdem machst du hier noch schnell die Pflichtübung, ziehst die Socken aus und stehst mit einem Fuß in der Nordsee und mit dem anderen in der Ostsee. Kleine Randbemerkung an dieser Stelle: das Wasser war in beiden Meeren gleich kalt!
Auch der Ort Skagen an sich ist einfach bezaubernd. Die Häuser dort sind alle im speziellen Gelb gestrichen und spiegeln so das Sonnenlicht auf eigene Weise. Über viele Geschichten, die sich hinter den Mauern dieser Fischerhäuser abspielten, erfährst du im hiesigen Museum. Oft sind hier an der nördlichste Stelle Dänemarks Schiffe in Seenot geraten und mussten von einheimischen Seeleuten gerettet werden, häufig unter Einsatz ihrer eigenen Leben.
Auch viele Künstler haben sich in Skagen schon ausgetobt. Du verstehst sofort weswegen - dieser Ort ist einfach wie ein reales Gemälde.
Dir wird langsam bewusst, dass du jeden Hafen deiner Route nun das letzte Mal besuchst und so genießt du jeden Tag ein bisschen intensiver. Auch das Wetter spielt größtenteils mit und die Sonne strahlt so schön sie kann. Keine Selbstverständlichkeit für Norwegen und Dänemark.
Bei deinem letzten Besuch in Stavanger geht es für dich auf eine Tour, die für viele auf der Muss-ich-im-Leben-gemacht-haben-Liste steht - eine Wanderung zum Preikestolen.
Der Preikestolen ist eine Felsplattform, die durch die letzte Eiszeit geformt wurde und gilt als einer der gefährlichsten Selfie-Spots der Welt. Dir macht vor dieser Tour etwas ganz anderes Gedanken. 4 Kilometer bergauf über steile, steinerne Naturtreppen und Wege bis auf eine Höhe von 604 Metern. Ob du das packst?!
Während des Hinwegs der Wanderung schnaufst du wie ein Nilpferd, fluchst leise vor dich hin und stellst fest wie unfit du gerade bist. Doch der präsenteste Gedanke ist: „Ich muss diesen ganzen Weg auch wieder zurück….!“
Nach zwei Stunden und unzähligem Prusten in der atemberaubenden Natur (Achtung Wortwitz!) hast du es endlich geschafft und die Plattform des Predigerstuhls, wie Preikestolen übersetzt heißt, endlich erreicht. Und mit dir knappe 300 weitere Touristen..
Aber was für eine geniale Aussicht. Der Fjord und die Bergkulisse entschädigt dich für die Strapazen. Außerdem hast du zum Glück auch noch eine Stulle dabei. Also erstmal Brotzeit. Ein wenig mulmig wird dir aber schon, wenn du die Gäste so dicht am ungeschützten Abgrund stehen siehst. Manche lassen sogar ihre Beine an der Klippe runter baumeln oder robben bis zur Kante vor, um herunter zu schauen. Das nennt sich dann wohl natürliche Auslese…
Der Rückweg geht ganz schön auf deine Knie, aber ist zum Glück weniger beschwerlich als du erwartet hast. Generell ist der Weg so gestaltet, dass zwischen den steilen Aufstiegen immer eine kurze Strecke flachere Landschaft folgt.
Neben dem ganzen konzentrierten Wandern hältst du immer wieder inne, lässt deinen Blick schweifen und saugst die Umgebung und den Moment in dein Andenken-Gedächtnis ein. Wirklich ein Einmal-im-Leben-Ausflug, denn nochmal tust du dir das hier nicht an. 8 Kilometer kraxeln war eine enorme Herausforderung für dich. Gelohnt hat es sich aber allemal!
Und dann heißt es auch schon Koffer packen, Abschied nehmen und Farewell feiern. Auf zu neuen Abenteuern!
Die letzten drei Monate sind wie im Flug (bzw. Schiff) vergangen. Schiffsuhren ticken eben anders als die an Land.
In diesem Sinne heißt es nun auf zur Kieler Woche und anschließend zurück in die Kleinstadt. Schiff Ahoi!
„Sie haben Urlaub!“
*End of exercise: Jede Übung, die die Besatzung durchführt, wird mit dieser Durchsage beendet. Da die sogenannten Drills teilweise recht lang dauern können, fiebern Crew Mitglieder dieser Durchsage regelrecht entgegen
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